Vorteile einer kleinen Bienenkiste

Sebastian Ganzer • 1. März 2022

Warum kann eine kleine Bienenkiste sinnvoll sein?

Welche Größe ist die richtige? Ob 12 oder nur 9 Waben, hängt von vielen Faktoren ab. Hier findest Du meine Überlegungen.

Weniger füttern

In trachtarmen Gegenden wie meiner - ländlich, viel intensive Landwirtschaft und Phasen ohne Blüten/Tracht für die Bienen - müsste man einen Schwarm viel füttern, damit er den Brautraum der normalen Bienenkiste komplett ausbaut. In verregneten, oder zu trockenen Jahren gilt das auch für eine Umgebung, in welcher viel blüht. Bei kleinen und/oder späten Schwärmen, ist es trotz kontinuierlichem Füttern unwahrscheinlich, dass die Bienen den Brutraum mit 12 Waben im ersten Sommer komplett ausbauen.

Für die Bienen ist das nicht schlimm, aber für uns Imkernde ist es schade, weil wir in der zweiten Saison nicht nach Anleitung weiterimkern können, sondern die Bienen erst den Brutraum ausbauen müssen. 

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bienen ihre Waben gerade bauen (an den vorgegebenen Wabenleisten entlang), ist bei einem kleineren Brutraum höher, weil ein Schwarm in den ersten 2-4 Wochen nur Waben mit Arbeiterinnen-Zellen baut, Drohnenwaben und Dickwaben (für Honig) entstehen anschließend.


Frühere Schwarmstimmung

Auch für große Völker bzw. Schwärme und in einer Umgebung mit viel Tracht hat die kleine Bienenkiste eventuell Vorteile.

Große Völker bauen in einer kleinen Bienenkiste den Honigraum im Frühling schnell aus und kommen tendenziell früher in Schwarmstimmung als in einer normalen 12-Waben-Bienenkiste. Ich sehe das als Vorteil, weil ich dann nicht das ganze Frühjahr auf den Schwarm warten muss und weil frühe Schwärme und das Restvolk bessere Bedingungen haben (bessere Tracht, mehr Zeit), je früher sie schwärmen. 

In guten Jahren mit viel Tracht kann ein großer, früher Schwarm eventuell schon im ersten Sommer eine Honigernte bringen, das gilt umso mehr in einer kleinen Bienenkiste.

Vergleich mit anderen Beuten

Im Vergleich mit konventionellen Beuten, in denen man den Völkern fertige Waben und Mittelwände gibt, versucht das Schwärmen zu verhindern, möglichst große Völker und große Honigernten möchte, ist die normale Bienenkiste eher klein bis normal dimensioniert. Aber verglichen mit Bienenwohnungen, die auf Naturwabenbau und Schwarmvermehrung ausgelegt sind (Bienenkörbe, Klotzbeuten, Zeidlerbäume, Warré-Beuten, oder der Krainer Bauernstock - die Vorlage für die Entwicklung der Bienenkiste), ist die normale Bienenkiste sehr groß.


Mein Fazit

Ich probiere seit längerem unterschiedliche Beuten aus, verschiedene TBH´s (Oberträgerbeuten), Warré und Bienenkisten in verschiedenen Größen. Die Bienenkiste ist für meine Bedürfnisse die ideale Beute. Die schmalere Version mit nur 9 Waben ist für meine Umgebung und so, wie ich die Bienen halte (nicht mehr füttern als nötig und lieber eine frühe Schwarmstimmung), stimmiger. Die 9 langen Waben bieten genügend Platz für Vorräte und Brut.

Ein positiver Nebeneffekt: eine kleinere Bienenkiste ist handlicher und etwas günstiger als die normale Bienenkiste. Das soll aber nicht der Beweggrund sein, sich für eine kleine Bienenkiste zu entscheiden.


Du hast bereits Erfahrungen mit der kleinen Bienenkiste gesammelt - findest sie klasse oder hast Ideen zur Optimierung? Dann schreib mir eine Mail an info(at)bienenseb.de. Ich freue mich über Erfahrungsberichte von deinem Standort, damit ich meine Entwicklungen weiter verbessern kann!


Erfahrungsberichte zur kleinen Bienenkiste

"wegen der kleinen Kiste, die ich bevorzuge, möchte ich sagen, dass sie mir lieber ist, weil ich sie gerade noch so alleine kippen kann. Natürlich ohne Honigraum. Es gibt für mich keine Kritikpunkte.

Honig habe ich bis jetzt noch keinen geerntet.

Natürlich muss man bei der kleinen Kiste alle Daten erst erfassen oder 1/3 weniger rechnen von der großer Kiste.

Wenn man sich die wichtigen Daten seiner Kiste aufgeschrieben hat, ist es kein Problem.

Liebe Grüße, Yvonne" (06.10.21)


"Ich habe die kl. Kiste seit 2019. 2019 logischerweise kein Honig. Im zweiten Jahr 2020 gab es Honig, ca. 2kg pro Kisten, nicht viel, ist auch wurscht.
Was ich aber gelesen habe und was mich verunsichert: Anscheinend wird bei der kl. Bienenkiste die kritische Masse nicht erreicht. Sprich die Masse an Volk, welches sich entspannt selber versorgt und auch verhältnismäßig gut Honig abwirft. Leider kann ich dazu keine wissenschaftliche Aussage machen. Da mir die Erfahrung und der direkte Vergleich fehlen.
Vermutlich müsste ich parallel ein paar große Bienenkisten am gleichen Standort betreiben.
Verwirrend finde ich die Kistengrößen nicht. Es gibt ja auch vier verschiedene iPhone-Modelle... ;-)

Christian" (30.09.2021)


"Ich habe ja keinen Vergleich mit der großen Bienenkiste. Ich habe 2020 meinen Schwarm einlogiert. Im 1. Jahr wurde der Brutraum der Kiste fast vollständig ausgebaut. Jetzt im 2. Jahr, also 2021, wurde der vordere Teil vollständig ausgebaut. Den Honigraum wurde ebenfalls zum größten Teil mit Waben ausgebaut, zum Teil mit Honig gefüllt und ich konnte Ende Juli 4,6 kg Honig ernten. Das war für mich ein schönes Erlebnis und Erfolg. Insgesamt komme ich mit der Kiste gut zurecht. Ich bin froh, die kleine Kiste zu haben. Sie ist mir eigentlich schwer genug bei der Handhabung.

Herzliche Grüße

Levin" (21.10.2021) 


"Hallo, ich habe die kleine Bienenkiste und wir haben im ersten Jahr als Anfänger am 01.08.2021 5 kg Honig geerntet. 

Die Bienen haben wir seit 3. Juni. 

 Lg Heidi" (30.09.21) 


"Eine kurze Rückmeldung zur kleinen Bienenkiste. Wir haben im vergangenen Jahr unsere drei Völker von den kleinen in große Bienenkisten umgesiedelt, weil wir in 2020 insgesamt zehnmal Schwärme in der Luft hatten, und das im Wohngebiet. Bei mir hat das ein kleines Schwarmtrauma hinterlassen, obwohl wir zum Glück sehr verständnisvolle Nachbarn haben. Nüchtern betrachtet hat jedes unserer beiden Völker nur einen Vor- und einen Nachschwarm abgegeben. Da jedoch einer der Vorschwärme, den wir in eine dritte Kiste einlogieren wollten, dort nicht bleiben wollte und immer wieder ausgezogen ist, kam es eben zu den vielen Schwärmen über unserem Grundstück. Wir haben dieses Volk schließlich abgegeben und ein anderes einlogiert, das seither auch glücklich in dieser Kiste wohnt. Sicherlich ist nicht die Regel - erstens, dass Bienenkisten im eigenen Garten im Wohngebiet stehen, zweitens, dass ein Schwarm eine Beute nicht akzeptiert und wiederholt auszieht. Trotzdem hat uns das dazu bewogen, auf die großen Bienenkisten zu wechseln.

Dieses Jahr hatten wir nun überhaupt keinen Schwarm, was vermutlich daran lag, dass alle drei Völker noch genügend Platz zum Bauen hatten. Wir erhoffen uns trotzdem, dass die Schwarmfreude durch das vermehrte Platzangebot sinkt. In Sachen Honig hatten wir 2020 unsere erste Ernte aus zwei Kisten und waren sehr zufrieden mit der Menge (7 und 8 kg). Nun sind wir gespannt auf die Honigmengen, die sich in der großen Bienenkiste ansammeln. :-) Nachteile der großen im Vergleich zur kleinen Kiste sind mir bisher nicht aufgefallen. Vielleicht könntest du dir überlegen, in deinen Kursen darauf hinzuweisen, dass Schwärme bei in Wohngebieten aufgestellten Bienenkisten ein Problem darstellen können und dass man dann evtl. gleich von Anfang an über eine große Kiste nachdenken sollte. Der spätere Umzug war nämlich ziemlich aufwändig...

Liebe Grüße und eine schöne, ruhige Winterzeit, bevor es wieder losgeht mit der nächsten Bienensaison!

Frija" (01.10.21). 
Bemerkung zu dieser Rückmeldung: Theoretisch schwärmen Bienen in der kleinen Bienenkiste nicht mehr, sondern nur früher. Im Gegenteil sind in einer normalen Bienenkiste größere Völker, sie könnten daher größere Schwärme und evtl. mehr Nachschwärme abgeben. Durch frühes Schwärmen kann man den Zeitraum besser eingrenzen und hat diesbezüglich evtl. einen Vorteil mit einer kleineren Bienenkiste. Das Konzept Bienenkiste sieht vor Nachschwärme zu vermeiden, siehe dazu das entsprechende Kapitel im Bienenkiste Buch, Seite 98. Soweit die Theorie, in der Praxis ist es z.T. etwas dynamischer, da in der Natur viele Dinge eine Rolle spielen, unabhängig von der Größe der Bienenkiste.

Sebastian


"Nachdem ich heuer meine erste Saison nicht nur mit Bienenkiste hinter mir habe, ein wenig Feedback zu deinen Fragen.

(Ich habe jetzt die kleine Biki, eine ERB, eine Golzbeute mit Anpassungen, um sie wesensbezogener zu machen und eine große Biki beim Schwiegervater).

Generell möchte ich zuerst sagen, dass ich immer größerer Fan der Bienenkiste werde. Sobald man mit Rahmen unterwegs ist, stört man die Völker merklich mehr, natürlich bekommt man im Gegenzug dazu mehr Möglichkeiten (aber braucht man die als kleiner wesensbez. Hobbyimker?).

Was findest Du an der kleinen Bienenkiste gut?

-- Die Volksstärke in meiner kleinen Bienenkiste ist bis dato immer sehr gut. Dieses Jahr im Frühjahr ratzfatz den restlichen Raum ausgebaut und dann zweimal geschwärmt (3,8 kg und 2,2 kg). Die Varroabelastung in der kleinen Biki und den beiden Jungvölkern ist extrem gering. 

Hast du Kritikpunkte? 

-- Natürlich gibt es zu allen Vorteilen auch Nachteile - dieses Jahr war meine erste Schwarmsaison und ich habe unterschätzt, wie hoch der Schwarmdruck in der kleinen Biki sein wird. Habe aber trotzdem beide Schwärme fangen können. Hier muss man definitiv sehr diszipliniert sein und regelmäßig kontrollieren - allerdings habe ich noch keinen Vergleich zur normalen Biki. Für den Anfänger mehr Arbeit / Unsicherheit - auf der Anderen Seite bekommt man schnell viel Erfahrung. 

*Hierzu bitte die Anmerkung zur obigen Rückmeldung beachten.


Konntest Du mit der kleinen Bienenkiste Honigernten - wie viel kg? (wenn möglich, im Vergleich zur normalen Bienenkiste?) 

- ja ca 4 kg. Hätte ich noch eine Woche länger gewartet evtl. mehr. Vergleich zur normalen Biki leider noch nicht möglich. 
Findest Du die kleine Bienenkiste sinnvoll, oder ist es unnötig bzw. verwirrend, dass es zwei verschiedene gibt? 

-- Ich finde sie auf jeden Fall sinnvoll. Generell ist die Bienenkiste nach meiner jetzigen Erfahrung sehr einfach für Anfänger zu handhaben. 

Auch ist die Bienenkiste im Vergleich zu anderen Beuten im Jahresverlauf viel einfacher zu bewirtschaften. + Für die kleine Bienenkiste ist zusätzlich, dass das Gewicht immer ca. bei max 3/4 einer großen sein kann. Damit für Menschen, die lieber eine leichtere Beute haben, super. 

Alles in allem bin ich super zufrieden mit der kleinen Bienenkiste. Sie hat mir einen einfachen aber erfahrungsreichen Start in die Imkerei ermöglicht. Auch denke ich, werde ich evtl. noch eines der anderen beiden Völker früher oder später in eine Bienenkiste umsiedeln. Allerdings dann eher in eine große. Ich denke aber auch, dass die kleine Bienenkiste ihren Platz verdient. Wie oben schon geschrieben, gerade beim Anfänger oder jemandem, der eine leichtere Beute möchte. Oder auch beim Imker mit mehreren Völkern (so ist mind. ein Schwarm im Jahr garantiert).

Danke & mit freundlichen Grüßen, Roman" (30.09.2021) 


"Meine kleine Kiste (mit rundem Einflugloch) hat sich super entwickelt. Ich konnte im ersten Jahr schon 3kg Honig ernten und brauchte nicht

zufüttern. Varroabehandlung und Oxalsäure wurde gemacht und das Volk kam gut aus dem Winter. Allerdings haben sie zu früh gebrütet und dann wurde es wochenlang kalt. Die Kiste ist dann fast explodiert. Ich konnte sie nach der ersten Durchsicht fast nicht mehr schließen. Ich habe sofort den Honigraum freigegeben und dann ging das Unglück los. Ich hatte aus dieser Kiste nach dem Vorschwarm alle Weiselzellen gebrochen, die ich in dem Getümmel finden konnte. Dennoch folgten drei Nachschwärme und Honig war keiner mehr in der Kiste. Das Muttervolk, denke ich, war dann zu schwach. Es waren kaum noch Bienen da. Irgendwann entdeckte ich eine markierte Königin (seitdem habe ich Carnica). Woher die kam, keine Ahnung. Ich markiere ja nicht, habe vorher noch nie eine Königin gesehen. Ich hatte ein Volk der dunklen deutschen Biene. Jedenfalls hat sich das Volk dann gut entwickelt und ich habe 17kg Zucker aufgefüttert und Varroa behandelt. Ich denke, für meine Trachtsituation, die dieses Jahr allerdings irgendwie nicht funktioniert hat, es war nachts zu kalt, ist die Kiste zu klein. Vielleicht bin ich auch zu vorsichtig bei der Durchsicht. Andere konservative Imker haben mir berichtet , dass ihnen Völker verhungert sind im Sommer. Einer sagte, in vierzig Jahren hätte er so etwas noch nicht erlebt.

Den Vorschwarm habe ich behalten und in die TBH gesetzt. Der hat sich super entwickelt und ich konnte einen besseren Überblick entwickeln. Die Waben getrimmt und jetzt ist alles sehr übersichtlich, wenn da nicht die Varroas wären. Nach erster Behandlung sah es gut aus und jetzt fallen täglich um die 50. Ich habe heute in meiner Verzweiflung nochmals Ameisensäure reingegeben. Vielleicht rette ich sie noch. Der Imker vor Ort sagte, er habe noch nie solche Probleme mit den Milben gehabt wie dieses Jahr.

 Jedenfalls werde ich zukünftig mit beiden Systemen weiter arbeiten. Ohne die Kiste hätte ich nie angefangen zu imkern. Die TBH verursacht einen viel größeren Handlungsbedarf, ist aber auch interessant, denn die Durchsichten sind einfacher und die Bienen sind nicht gestresst. Ich habe bisher alles ohne Rauch und ohne Anzug bewerkstelligt, weil sie die Eingriffe fast nicht mitbekommen. Ich werde sie aber auch so führen wie die Bienenkiste mit minimalen Eingriffen. Allerdings kann man, wenn man will, rasch Raum geben und kritische Situationen lösen.

Durch die TBH ist der Austausch mit den Imkern einfacher und sie sind plötzlich offener der Bienenkiste gegenüber. So ist meine Erfahrung.

 

Abschliessend zur kleine Kiste: Toll für trachtschwache Gebiete. Für Frauen, im ausgebauten Zustand, viel einfacher zu händeln. Bei der großen Kiste kommen sie an ihre Grenzen, so jedenfalls die Meinung beim letzten Stammtisch. Sehr gute Verteidigung gegen Wespen (hatte ein Nest im Hühnerhaus). Das runde Einflugloch ist super. Die bilden ein Kneuel wenn Gefahr droht. Allerdings im Winter mußte ich öfter nachschauen und den Totenfall rausholen. Ich werde sie auf jeden Fall weiter betreiben und sei es nur als Schwarmspender für die große Kiste meines Schwiegersohns oder meine TBH. Außerdem gibts in der Whatsapp-Gruppe immer dankbare Abnehmer. Für Leute, die nur ein Volk pflegen wollen, ist sie eher nicht geeignet. Aber das ist auch bei der großen Kiste so.

Ich danke dir für dein Engagament.

Viele Grüße Hartwig (30.09.2021)

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