Umgang mit der Schwarmzeit

Sebastian Ganzer • 30. Mai 2022

Imkern mit Schwarmkonzept

Imkern mit der Bienenkiste ist ein Imkern mit dem Schwarmtrieb. Man spart sich dadurch aufwändige Maßnahmen und Eingriffe zur Schwarmverhinderung und erlebt dafür ein faszinierendes Naturschauspiel, welches der Vermehrung und Gesundheit der Bienenvölker dient.

Was gilt es zu beachten?

Imkern mit Schwarmtrieb hat Tradition

Bis vor ca. 200 Jahren haben sich Bienenvölker ausschließlich über Schwärme vermehrt. Auch noch die ersten großen Berufsimkereien (Heideimkerei vor ca. 100 Jahren) haben mit Bienenkörben eine reine Schwarmimkerei betrieben - Nachschwärme und „Heidschwärme“ (ein früher Vorschwarm, der nach 5-8 Wochen wieder schwärmt) wurden nicht verhindert, sondern waren ein wichtiger Teil des Konzepts. Das gibt es heute kaum mehr.

Selbst in Demeterimkereien, wo die Vermehrung von Völkern nur über den Schwarmtrieb erlaubt ist, wird die Schwarmstimmung durch sanfte Maßnahmen abgeschwächt, werden Vorschwärme vorweggenommen und Nachschwärme verhindert. So zu imkern hat seine Berechtigung und seine Gründe, sonst hätte es sich nicht etabliert. Wer zum ersten Mal erlebt, wie ein Volk über mehrere Wochen hinweg immer wieder noch einen Nachschwarm abgibt (aufwändiges Einfangen und erstaunte Nachbarn inkl.) und das Restvolk am Ende kaum mehr Bienen hat und sich auflöst (sich "totgeschwärmt“ hat), weiß wovon die Rede ist.

Wer sich für die Bienenkiste entscheidet, entscheidet sich für das Imkern mit Schwarmtrieb und muss sich über die Verantwortung im Klaren sein und wissen, was zum Umgang mit der Schwarmzeit in der Bienenkiste gehört.


Bereite Dich vor!

Ab Mitte April/Anfang Mai, je nach Region und Frühlingsverlauf, sollte man auf die Schwarmzeit vorbereitet sein - regelmäßig nachschauen um den Schwarmzeitpunkt abzupassen und sich auf das Schwarmeinfangen vorbereiten.


Folgende Tipps können Dir für einen verantwortungsvollen Umgang helfen:

  • Vorbereitung: lesen der entsprechenden Kapitel in den beiden Bienenkiste-Büchern und sich die Abläufe klar machen. Die nötige Ausrüstung (S. 99 im Bienenkiste-Buch) bereit halten
  • Überlegen, was mit dem Schwarm/den Schwärmen passieren soll – abgeben oder behalten?
  • Evtl. die Nachbarn informieren bzw. bitten sich zu melden, wenn sie einen Bienenschwarm sehen
  • Vernetzen: gegenseitige Hilfe beim Schwarmfangen, oder das Schwarmfangen übernehmen, wenn nötig. Austausch über die Schwarmstimmung in der Region, Vermittlung von Schwärmen
  • Rechtzeitig den Honigraum eröffnen (das dämpft/verzögert den Schwarmtrieb etwas und erhöht den Honigertrag – gut für Imker und Bienen). Wer einen frühen Schwarm möchte, kann diese Maßnahme bewusst nicht machen – Achtung vor Wildbau im Honigraum (siehe dazu Blogartikel Honigraum eröffnen - wann und wie (bienenseb.de))
  • Wenn die Waben im Frühling wieder voll mit Bienen besetzt sind, bzw. wenn die Bienen die Waben weiterbauen oder/und wenn Drohnen im Volk zu sehen sind: die Bienenkiste einmal pro Woche ganz öffnen (aufstellen und Boden abnehmen) und nach Schwarm- bzw. Weiselzellen schauen
  • Den Schwarmzeitpunkt anhand der Entwicklung der Weiselzellen möglichst genau abschätzen
  • Schwarm einfangen, versorgen und unterbringen
  • Nachschwärme vermeiden (siehe S. 98 im Bienenkiste-Buch). Oder bewußt einen Nachschwarm zulassen, falls das Volk groß genug ist und jemand einen weiteren Schwarm haben möchte. Mehr als einen Nachschwarm würde ich nicht zulassen, damit das Ursprungsvolk nicht zu klein wird.
  • Trotzdem mit Nachschwärmen rechnen, manchmal übersieht man eine Weiselzelle
  • Herrenlose Schwärme einfangen, wenn es sich anbietet, bzw. Bedarf besteht


Ende Juni, wenn die Tage wieder kürzer werden, endet normalerweise die Schwarmzeit. Oder sie endet, nachdem das Volk geschwärmt ist - ein Volk kommt nicht zweimal in Schwarmstimmung (seltene Ausnahme: sogenannte Heidschwärme, das sind frühe Vorschwärme, die sich nach 5 - 8 Wochen unter sehr guter Bedingungen schön entwickelt haben und nochmal schwärmen).

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