Wenn wir einen Schwarm einfangen, sollte das nicht zu seinem Nachteil werden, sondern er sollte gut aufgehoben und vor widrigen Bedingungen geschützt sein. Ein Naturschwarm, sich selbst überlassen, kommt zum Teil erstaunlich gut mit widrigen Bedingungen wie wenig Futter, Hitze, Kälte oder normalem Regen zurecht. Heftige Gewitter, die den Schwarm von seinem Sitz fegen oder wegspülen, sind riskanter. Befindet sich der Schwarm erst einmal in unserer Obhut, darf es nicht passieren, dass er nach dem Einfangen verbraust, verhungert, oder anderen Schaden nimmt.
Da ich immer wieder davon höre, dass gefangene Schwärme noch in der Schwarmkiste zum Beispiel während des Transports kollabieren, möchte ich hier auf wichtige Punkte hinweisen, um solche Desaster zukünftig möglichst zu verhindern.
Ein Naturschwarm nimmt laut Lehrbüchern für 3-5 TageFutter mit, wenn er auszieht.
Der Futterverbrauch eines Schwarmes ist höher, wenn er eine weite Strecke fliegt, Waben baut, Wärme produziert nach einem Regenguss etc.. Ein Schwarm, der direkt nachdem er sich gesammelt hat, eingefangen wurde und ruhig in der Schwarmkiste sitzt, verbraucht kaum Futter, höchstens durch den Bau von Waben, womit er oft schon in der ersten oder zweiten Nacht in der Schwarmkiste beginnt. Füttern muss man einen Naturschwarm demnach erst, wenn er länger als drei Tage keine Reserven auffüllen konnte. Wenn man nichts über die Vorgeschichte weiß und den Verdacht hat, dass der Schwarm schon länger an der Stelle hängt (z.B. weil es seit Tagen regnet und er wahrscheinlich vorher ausgezogen ist), empfiehlt es sich in diesem Fall, lieber früh zu füttern als zu spät.
1. Hungrige Schwärme sind evtl. aggressiv – in diesem Fall sollte man vorsichtig sein und bald füttern.
2. Hungernde Schwärme (Völker ebenso) sind lethargisch, bewegen sich kaum mehr, es fliegen kaum Bienen auf, evtl. liegen schon tote Bienen unter dem Schwarm oder Volk. Ist das der Fall, ist es höchste Zeit zu füttern und zwar durch Besprühen der Bienen mit handwarmem Zuckerwasser. Eine Futterschüssel hilft nicht, die Bienen sind zu schwach, um zur Schüssel zu kommen.
Werden sie besprüht, so werden sie direkt wieder munter und geben das Futter untereinander weiter. Anschließend kann wie üblich mit einem Futtergefäß gefüttert werden.
An normaler Sommerhitze sterben Bienen und Bienenschwärme nicht. Das Volk dehnt sich weit aus, indem die Bienen auseinander gehen, Wasser zum Kühlen holen und ventilieren. Das Einfangen eines Schwarms, das Einlaufenlassen in eine Beute oder die Honigernte kann dann mühsam sein, weil die Bienen bei Hitze kein Interesse haben sich eng zusammenzufinden. Abhilfe kann man verschaffen, indem man eine kühlere Tageszeit wählt, eventuell eine Beschattung einrichtet und die Bienen mit Wasser besprüht.
Ein Schwarm in einer Schwarmkiste kann sich nicht selbst helfen. Ist nicht genug Luft, zu wenig Platz und/oder ist es zu heiß in der Schwarmkiste, besteht die Gefahr, dass Bienen verbrausen. Das passiert, wenn immer mehr Bienen versuchen zu ventilieren und wenn sie auffliegen, um aus der Enge und Hitze herauszukommen. Die Hitze wird dadurch mehr, weil die Bienen beim Ventilieren und Fliegen ihre Körpertemperatur hochfahren und es wird enger, weil fliegende und krabbelnde Bienen mehr Platz brauchen als eine Schwarmtraube. Zudem verstopfen Bienen die vorhandenen Lüftungsgitter, weil sie nach draußen streben. So wird auch die letzte Luftzufuhr unmöglich. Wenn man nichts unternimmt, wird es immer heißer, mehr Luft wird verbraucht, Panik bricht aus, die Bienen erbrechen ihre Honigvorräte und alles verklebt. Im Ernstfall führt das zum Sterben des gesamten Bienenschwarms.
In der Schwarmkiste ist es laut, viele Bienen versuchen durch das Lüftungsgitter ins Freie zu gelangen und es strömt Wärme heraus. Abhilfe: Das Flugloch der Schwarmkiste öffnen und die Bienen auffliegen lassen. Sie werden sich sehr schnell beruhigen und sammeln sich mit der Zeit wieder, eventuell in der Nähe, vermutlich aber in der Schwarmkiste, denn wird rechtzeitig geöffnet, bleibt ein Teil der Bienen in der Schwarmkiste.
Der Schwarm muss locker in der Kiste Platz haben. Wenn ich die Kiste vor dem Einfangen neben den Schwarm halte und der Schwarm größer ist als die Kiste, dann ist die Kiste zu klein. Die Schwarmkiste muss mindestens zwei große, gegenüberliegende Lüftungsgitter haben oder insgesamt überdimensioniert sein (z.B. großer Karton). Außerdem braucht der Schwarm die Möglichkeit, sich oben in der Schwarmkiste als Traube aufhängen und festhalten zu können. Ein Plastikeimer mit glatten Wänden ist nicht geeignet. Hängen die Bienen erst einmal in der Traube, sind die Bienen ruhig. Bei Wärme hängen sie sich locker und luftig auf, bei Kälte ziehen sie sich eng zusammen, Erschütterungen werden abgefedert. Man sollte in die Schwarmkiste hineinschauen können (durch die Lüftungsgitter) um zu sehen, ob alles in Ordnung ist.
Der Transport sollte unbedingt mit ausreichend Luft, möglichst kühl und dunkel durchgeführt werden. Mit einem Wassersprüher kann bei Bedarf in die Schwarmkiste gesprüht und ein dunkles, nasses Handtuch locker über die Schwarmkiste gelegt werden, das erzeugt Verdunstungskälte und verdunkelt. Natürlich sollte die Kiste beim Transport nicht umfallen und der Deckel gesichert sein (Spanngurte verwenden). Wenn die Schwarmkiste zusätzlich ein Flugloch hat, leicht und gut zu greifen ist, kann man sie auch zum Schwarmfangen nutzen. Es ist sinnvoll, Schwarmfang und Schwarmtransport mit derselben Kiste machen zu können, dann muss man die Bienen für den Transport nicht umfüllen (Schwarmkiste (bienenseb.de)).
Die kleinen Schwarmkisten aus dem Imkereibedarf sind nicht geeignet für große Naturschwärme. Sie sind gut für Kunstschwärme und zum Schwarmeinfangen, wenn der Schwarm im Anschluss direkt in eine Beute umlogiert wird. Lasst euch keine Schwärme in Eimern oder kleinen, schlecht belüfteten Schwarmkisten andrehen - mag sein, dass der Imker viele Jahre Erfahrung hat, aber anscheinend nicht mit Naturschwärmen und Schwarmtransport.
Summen aus der Schwarmkiste und ein paar Bienen, die am Gitter krabbeln oder fliegen, sind normal. Auch wenn mal ein Teil der Schwarmtraube in der Kiste herunterfällt und die Bienen wieder nach oben krabbeln (sieht evtl. aus wie Durcheinander), ist alles in Ordnung.
Kälte ist für Bienenschwärme kein Problem, sofern sie Futtervorräte haben. Ein Naturschwarm im Frühling kann als Schwarmtraube ohne Probleme Nachtfröste überstehen. Im Gegenteil, für Schwärme ist es gut (vor allem für Kunstschwärme und vorweggenommene Schwärme), sich kühl/kalt und dunkel zu sammeln und sich als Einheit zu finden. Größere Imkerbetriebe stellen ihre Schwärme gerne erstmal in die Kühlkammer, dort sind sie gut aufgehoben.
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