Die aktuelle Situation bei den Bienen im April

Sebastian Ganzer • 20. April 2022

Nach sonnigwarmen Ostertagen...

...geht bei uns in Bayern und Schwaben jetzt das große Frühjahrsblühen los - Ahorn (siehe Titelbild), Obstbäume, Löwenzahn und viele andere. Wir sind dafür eher spät dran, je nach Region sind die frühen Obstbäume und Ahorn schon verblüht. Vom Blüh- bzw. Nahrungsangebot her ist es die beste Zeit für die Bienen und vorausgesetzt das Wetter spielt mit (bei Kälte, Regen und Schnee können die Bienen nicht fliegen), können sie Vorräte anlegen, viele junge Bienen erbrüten und sich durch Schwärme vermehren.

Volksentwicklung oder: Wie Schwarmstimmung entsteht

Die Völker sind schon groß und wachsen weiter. Von ersten Schwärmen habe ich am Ostermontag gehört (in Köln und bei Heilbronn). In warmen Gegenden (z.B. Freiburg) sind die Völker schon ganz regulär in Schwarmstimmung. Bei den meisten Völkern ist jetzt höchste Zeit den Honigraum zu eröffnen – siehe Blogartikel „Honigraum eröffnen – wann und wie“.

Schwarmstimmung entsteht, wenn für die Bienen gute Bedingungen herrschen - Frühling, gutes Wetter, viele Bienen, viele Vorräte und volle Waben. Volle Waben heißt, alle Zellen sind gefüllt mit Brut oder Vorräten und die vielen Sammlerinnen können nichts mehr sammeln, weil sie das Gesammelte (Nektar oder Pollen) zuhause nicht mehr abladen können. Platz im Bienenstock in Form von leerem Raum hat darauf fast keinen Einfluss. Zwar sind in dieser Zeit immer Bienen damit beschäftigt, Waben zu bauen (wenn es noch leeren Raum gibt) und damit entstehen neue Zellen, aber das geht viel zu langsam, weil es im Verhältnis zu den Sammelbienen nur wenige Baubienen gibt. Hinzu kommt, dass sehr viele Jungbienen - potentielle Ammenbienen - im Bienenstock sind und es Mangels freier Zellen wenig Bienenlarven (im Verhältnis zur Zahl der Ammenbienen) zu füttern gibt. Also auch die Ammenbienen werden arbeitslos, täglich schlüpfen viele junge und bald gibt es einen riesigen Überschuss an Bienen. Diese Faktoren zusammen lösen Schwarmstimmung aus.

Indem man den Honigraum rechtzeitig öffnet und mit Mittelwänden bestückt, kann man diese Situation (den Schwarmtrieb) etwas nach hinten verzögern - bzw. wer einen frühen Schwarm möchte, kann das Bienenvolk eng halten (Honigraum nicht eröffnen, evtl. das Trennschied noch verlängern), damit das Volk früher in Schwarmstimmung kommt.

Ich empfehle auf jeden Fall, den Honigraum mit Mittelwänden zu eröffnen, denn das hat mehrere Vorteile - siehe Blogartikel „Honigraum eröffnen – wann und wie“.

Um abzuschätzen, an welchem Tag die Bienen schwärmen und um sie einfangen zu können, ist einmal wöchentlich Bienenkiste öffnen und nach Weiselzellen schauen angesagt. Es ist „wichtig, den natürlichen Schwarmprozess nicht einfach laufen zu lassen, sondern ihn verantwortungsvoll zu begleiten.“, Zitat von Erhard Maria Klein aus dem Bienenkiste-Buch, Kapitel Schwarmzeit. Dort stehen die Abläufe und Arbeitsschritte sehr gut erklärt (ab Seite 91), bis hin zum Thema „Bienenschwarm einfangen“ (ab Seite 99). Auch wenn man das schon einmal gelesen hat, es lohnt sich jedes Jahr aufs Neue, kommt den Bienen zugute und hilft einem selbst!


Falls es nochmal kalt werden sollte, gilt nach wie vor, die Vorräte der Völker im Auge zu haben. Ein großes Volk mit viel Brut um diese Jahreszeit braucht viel Energie um sich warm zu halten und hat einen hohen Verbrauch.

Rückblick und gute Vorsätze

Ein paar sehr kleine Völker, die den Winter gerade so überstanden hatten, sind jetzt doch noch gestorben. Der Versuch, die angelegten Brutnester in den kalten Wochen Ende März und Anfang April zu wärmen, hat die wenigen Bienen überfordert und zum „Kältetod“ geführt.

Die eigentliche Ursache ist im letzten Sommer zu suchen. Ein Volk, das den Winter nicht übersteht, obwohl es genügend Vorräte hat und keinen äußeren Umständen zum Opfer fällt (Mäuse, Sturm, Specht...), ist daran gestorben, dass es nicht gesund war. Um die Gesundheit der Bienen muss man sich spätestens im Sommer kümmern. Varroamilben spielen immer eine Rolle und sind meist die Ursache für kranke Völker. Sie schwächen die Bienen und übertragen Viren, d.h., es schlüpfen keine bzw. zu wenig gesunde Bienen. Bienen, die nicht leistungsfähig sind, können die Brut nicht ideal versorgen. Es gibt in Folge insgesamt weniger Bienen, die kranken Bienen verlassen den Stock – verschwinden. Wärmehaushalt, Verteidigung gegen Räuberei etc. werden mühsamer und die Winterbienen leben nicht lange genug, sie sterben noch im Winter statt bis zum Frühling zu leben. 

Es gibt auch andere schädigende und belastende Einflüsse auf die Bienenvölker, zum Beispiel zu wenig abwechslungsreiche und hochwertige Nahrung (weil zu wenig Arten- bzw. Blütenvielfalt) und Umwelt- und Insektengifte (in Agrarindustrie und auch in Hobbygärten und anderen Anlagen). Die Ursache dafür ist unser Lebensstil.

Solange ein Bienenvolk aus vielen gesunden Bienen besteht, kann es Vieles kompensieren. Ein Volk, das nicht gesund ist, ist viel anfälliger. Da mir die Winterverluste noch sehr präsent sind (manchen anderen wird das auch so gehen), habe ich beschlossen, diesen Sommer rechtzeitig und nach erprobtem Konzept die Bienen gegen die Varroamilben zu behandeln. Mir hilft dabei ein Varroaboden und die Anleitung im Bienenkiste-Buch, siehe Seite 106 und ab Seite 130.

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